Wettbewerblicher Dialog als Vergabeprozess in Großbritannien

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Was heißt ‚Competitive Dialogue‘? (Competitive Dialogue = Wettbewerblicher Dialog)

Der Wettbewerbliche Dialog (= Competitive Dialogue (CD)) ist eine Methode, mehr als eine Gruppe von Unternehmen, die möglicherweise ein Projekt durchführen, in dem Ausschreibungsprozess zu beteiligen. Typisch ist, dass eine genaue Auflistung der Entwurfsanforderungen noch nicht existiert, wenn der Prozess startet, nur der Anforderungsrahmen ist definiert. Im Kern sind die fordert der CD-Prozess von den Unternehemn, die sich um den Auftrag bemühen, dass sie bei einem definierten Problem nach einem oder mehreren Lösungsvorschlag zu suchen, anstatt daß im Vorhinein die Lösung festgelegt ist und die Bieter aufgefordert sind, diese zu übernehmen. The CD-Prozess erlaubt (typischerweise) nicht die Weitergabe bzw. gegenseitige Befruchtung der jeweiligen Ideen der konkurrierenden Bietergruppen. Der Prozess ermöglicht für einen festgelegten Zeitraum Zugang zu den Auftraggebern (und den wichtigsten sie beratenden Architekten und Ingenieuren) während dessen jeder Wettbewerber seine Ideen diskutieren und sein Konzept entwickeln kann. Wenn die Dialogphase beendet ist, wird jeder Vorschlag geprüft und die bevorzugte Option ausgewählt, um voll ausgearbeitet und umgesetzt zu werden. In der am weitesten verbreiteten Form, beauftragt der ‚Wettbewerbliche Dialog‘ verschiedene Hauptunternehmer sehr früh in dem Auftragsvergabeprozess, von denen jeder normalerweise die wichtigsten unterstützenden Berater in seinem Team unterbeauftragt hat. Der Auftraggeber definiert weitgefasst seine Anforderungen und jeder der Hauptunternehmer entwickelt zusammen mit dem Auftraggeber seine eigenen Entwurfsideen. Nach eine festgelegten Zeitspanne und einer (vorzugsweise) gleichen Möglichkeit mit dem Auftraggeber in Austausch zu treten, schlagen die Hauptunternehmer ihre Lösungen als Kurzfassung vor, normalerweise einschließlich Kosten, Arbeitsbeschreibung und den notwendigen Variationen.

Wer wendet den ‘Competitive Dialogue’ an?

In Großbritannien, wir der ‘Competitive Dialogue’ mehr und mehr bei Ausschreibungen im öffentlichen und pseudo-öffentlichen Sektor angewendet, d.h. im Wesentlich bei Bauprojekten im Bereich Bildung, Gesundheit, Sozialwohnungsbau, Justiz und in einigen Fällen im Bereich Verteidigung. In der Mehrzahl der Fällte wird CD benutzt für mittlere und größere Bauvorhaben, weniger für kleinere Bauprojekte. Normalerweise wird vorher mit Hilfe eines Fragebogens die Qualifikation der Bewerber ermittelt und eine engere Wahl der Bewerber festgelegt (Pre-Qualification Questionnaires (PQQs)). Diese werden dann eingeladen, an dem CD–Prozess teilzunehmen und das bevorzugte Konzept erhält im Anschluß den Auftrag zur Ausführung.

Die Vorzüge des ‘Competitive Dialogues’

‚Competitive Dialogue’ ist im Kern ein Entwurfswettbewerb, der durch eine größere Sicherheit in Bezug auf Ausführbarkeit, Kosten und Arbeitsbeschreibung aufgewertet wird. Die wichtigste Stärke des CDs ist deshalb, daß innovative Lösungen zu dem definierten Problem gesucht werden, jedoch ohne unrealistische Planungen, die nicht erfolgreich in einem vollständiges Konzept umgesetzt werden können, zu berücksichtigen. Durch den Prozess stellt der CD also als Teil der endgültigen Submission bereits Kosten, Abläufe und Umsetzungsinformationen rund um das vorgeschlagene Konzept bereit. Der wichtigste Vorteil ist daher die Möglichkeit zu besseren Lösungen zu kommen, als sie der Auftraggeber im Voraus hätte bereitstellen können. Dies kann besonders wichtig werden, wenn innovative Lösungen bei der Bauprojekten mit höchsten Anforderungen an die Energieeffizienz gesucht werden und wenn konkurrierende Vorschläge von verschiedenen Bietern vorliegen. Der Auftraggeber sucht sich dann die Lösung aus, die seinen Vorstellungen am ehesten und besten entspricht.

Die Nachteile des ‘Competitive Dialogue’

‘Competitive Dialogue’ erfordert verschiedene Hauptunternehmer, die intern und extern ein Team zusammenstellen, um in Diskussion mit dem Auftraggeber ihren Lösungsvorschlag in Kurzform zu entwickeln. Es ist unüblich für diese Arbeit ein Honorar bzw. andere Kostenerstattungen vorzusehen. Der Hauptunternehmer und seine Berater arbeiten auf eigenes Risiko und nicht für eine Bezahlung am Ende, wenn sie nicht der ausgewählte Bieter sind. Dieses drückt dem Baugewerbe eine hohe Kostenlast auf, die aufgefangen werden muß, dass höhere Preise verlangt werden, wenn das Team erfolgreich anbietet. CD bevorzugt also dem Wesen nach größere Beratungsbüros und (was weniger wichtig ist) größere Hauptunternehmer, da eine gewisse finanzielle Stärke nötig ist, die für so einen Prozess anfallenden Gehälter und die Aufwendungen zu tragen – in der Hoffnung in Zukunft bei einer ausreichend großen Anzahl von Geboten erfolgreich zu sein. Wenn man ‚Competitve Dialogue‘ korrekt umsetzt, leidet dieser Ansatz auch daran, daß Ideen nicht zwischen den Vorschlägen ausgetauscht werden können. Da die Projektentwürfe komplexe Konzepte darstellen, die nicht variable sind, ist es sehr wahrscheinlich, daß jeder Vorschlag die eine oder andere gute Idee und Stärke in gewissen Bereichen hat, in anderen Bereichen jedoch schwächer ist: Man kann annehmen, dass der CD-Prozess das insgesamt stärkste Angebot auswählt, aber keine Zusammenführung der stärksten Elemente darstellt. In der tatsächlichen Umsetzung wird manchmal durch informelle Hinweise an den Hauptunternehmer während der Dialog-Periode oder nach Auftragserteilung diesem Nachteil entgegengewirkt. Es muß jedoch, zumindest im moralischen Sinn, die Frage nach der möglichen Verletzung des geistigen Eigentums gestellt werden.

Alternativen zum ‘Competitive Dialogue’

Der Vergabeprozess von Bauleistung in Großbritannien und darüber hinaus hat im Laufe der Zeit unzählige Verfahren hervorgebracht, um Bauaufträge zu vergeben. Im Folgenden sollen daher nur die wichtigsten und die die tatsächlich benutzt werden, beschrieben werden:

Entwurfswettbewerb

Ein Architektenwettbewerb ist vergleichsweise selten in Großbriannien. Die Ergebnisse so eines Wettbewerbes sind i.R. noch allgemein gehalten und erfordern weitere Entwicklung, um voll umsetzbare und kostengünstige Angebote zu erhalten (zumindest in Großbritannien, möglicherweise spiegelt sich hier auch nur die technische Kompetenz der Architekten in GB wieder)). Insgesamt belastet der Wettbewerb die Bauindustrie mit vergleichsweise geringen Kosten und maximiert dabei das Potential für innovative Lösungen.

Entwurf & Bau

Diese Art der Auftragsvergabe kann benutzt werden, wenn man zu einem sehr frühen Zeitpunkt den Hauptunternehmer beauftragt oder mit einem zu Anfang direkt beauftragten Entwurfs-Team arbeitet. Das Entwurfs-Team geht dann zu einem späteren Zeitpunkt rechtlich zu dem Hauptunternehmer über. Diese Form ist die am weitesten verbreitete Vertragsform in Großbritannien. Entwurf & Bau (oder als Varianten davon: Entwurf, Bau & Unterhalt etc.) gewährt ein hohes Maß an Kosten- und Zeitsicherheit, geht jedoch gewöhnlich zulasten der Qualität und der Innovation.

Gemeinschaftlicher Entwurf

Der Ansatz des Gemeinschaftlichen Entwurfes beinhaltet typischerweise die Einbeziehung eines einzigen Design- und Bauteams. Es kann entweder das Design-Team einschliessen, oder aber auch schon den Hauptunternehmers, was allgemein üblich ist. Der Hauptunternehmer wird entweder durch den üblichen Fragebogen und/oder durch Auswahlgespräche oder möglicherweise durch eine beschränkten Wettbewerb ausgewählt. Dieses Team ist dann aufgefordert mit dem Auftraggeber/Kunden einen Kurzvorschlag auszuarbeiten und dann daraus im weiteren Verlauf üblicherweise ein umsetzbare Lösung vorzulegen. Der Gemeinschaftliche Entwurf schließt nicht einen anschließenden Entwurf & Bau – Vertrag aus, nachdem der Entwurf ausreichend ausgereift ist. Diese Vorgehensweise ist eine übliche Methode ist, um Sicherheit bezüglich Umsetzbarkeit und Kosten zu erreichen.

Integrierter Entwurf

Einen integrierten Entwurfsansatz ist eine Entwicklung, die im Kommen ist. Sie basiert auf dem Gemeinschaftlichen Entwurf und wird von der Forschung in den meisten Ländern Europas favorisiert. Der Integrierte Entwurfsanstatz (ID=Integrated Design) ergänzt den Gemeinschaftlichen Entwurf dadurch, daß das ausgewählte Entwurfsteam mehr als einen Lösungskurzvorschlag entwickelt und im dann folgenden iterativen Entwicklungsprozess von den verschiedenen Startpunkten die optimale Entwurfslösung herausarbeitet.

Schlußfolgerung zum 'Competitive Dialogue'

Man kann einwenden, daß der CD-Prozess ein Versuch in Großbritannien darstellt, Architektenwettbewerbe (selten in UK, doch allgemein üblich in Europa) in den Ausschreibungsprozess, der die Vertragsform ‘Entwirf & Bau’ mit der damit verbundenen Sicherheit für Kosten und Arbeitsprogramm favorisiert, einzuführen. CD aktiviert einiges von dem Innovationspotential, das ein Entwurfswettbewerb bringt, und vermeidet typischerweise die Nachteile von unrealistischen Konzepten, Kosten und Arbeitsprogrammen, die reine Entwurfswettbewerbe mit sich bringen. Bei all den Vorteilen lädt der CD hohe Kosten auf die Unternehmen der Baubranche, was letztendlich zu einer Steigerung der Baupreise insgesamt führen muß. Zusätzlich baut CD Barrieren für kleinere Beratungsfirmen und Unternehmen auf, die typischerweise als die wahrscheinlich innovativsten angesehen werden. Wettbewerblicher Dialog (Competitive Dialogue) hat viele Ähnlichkeiten mit dem Integrierten Entwurf, allerdings ohne daß es erforderlich ist, das Entwurfsteam und den Hauptunternehmer zu beauftragen, bevor erhebliche Entwurfsarbeit ausgeführt worden ist. Diese stellt einen Vorteil für den CD gegenüber dem Integrierten Entwurf bei unerfahrenen oder vorsichtigen Auftraggebern dar, da das Ergebnis des CD-Prozesses explizit für die jeweilige Ausschreibung ausgearbeitet wurde und eine klare Basis für den folgenden Vertag darstellt. Das ist einen klaren Vorteil des CD-Prozesses. Betrachtet man den Integrierten Entwurf ist die besondere Anforderung, ein geeignetes Entwurfsteam und einen Hauptunternehmer in einem frühen Stadium des Projektes zu beauftragen (und zu dieser Entscheidung ggf. zu stehen) Korrekt abgeliefert, liefert der Integrierte Entwurf eine großartige Möglichkeit für anspruchsvolle Kundenaufträge, da er vielfache Konzepte entwickelt, die sich gegenseitig mit ihren Ideen befruchten können, und innovative Lösungen schafft, die auch praktisch umsetzbar sind.


RIBA (Royal Institute of British Architects) hat ein Dokument veröffentlich, daß die Ausschreibungsregeln und - praktiken in UK, Deutschland und Schweden vergleicht. Dieses Dokument kann in englischer Sprache hier heruntergeladen werden.